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Modaler Jazz

Was ist Modal-Jazz? Jazzmusiker suchten in den fünfziger Jahren nach neuen, ungewöhnlichen Strukturen jenseits der Dur- und Moll-Tonleitern, sie wollten melodische statt harmonische Möglichkeiten ausspielen. In Bars oder Bauchtanzrestaurants dieser Zeit wurde oft ägyptische, marokkanische und libanesische Musik gespielt, alle hatten einen bestimmten Modus gemein, der einige Jazzmusiker genauso begeisterte wie die Musik von Arnold Schönberg und Bela Bartók. Aus indischen Restaurants trugen die Musiker weitere Tonleitern auf die Bühne.

Wer musiktheoretisch ausgebildet war, konnte sich zum Beispiel mit den zwölf Kirchentonarten der westlichen Musiktradition beschäftigen. Sie wurden als Abwandlungen der elementaren Dur-Tonleiter erstmals in den Klöstern des Mittelalters vor allem der Benediktiner notiert und nach altgriechischen Städten und Regionen benannt. Die Ionische und die Äolische Tonleiter sind uns als die moderne Dur- und Moll-Tonleiter erhalten geblieben. Andere haben Ihren Ursprung in der Volksmusik verschiedener Länder, z.B. die phrygische Tonleiter als Basis spanischer Musik. Ravel und Rachmaninoff verwendeten die Dorische Tonart, die sich ebenfalls als Blues-Tonleiter eignet. Weitere Tonleitern fanden die Jazz-Musiker in Musiklehrbüchern, Coltrane z.B. bediente sich aus dem Skalenmaterial in Nikolas Slonimskys "Thesaurus of Scales and Melodic Patterns", auch Geigen-Lehrbücher und Czernys Etüdensammlungen boten Interessantes.

Der Modal-Jazz ist keine rein Modale Musik. Viele Jazzer haben nicht nur wegen der temperiert gestimmten Instrumente die modalen Strukturen an ihre gewohnten Bluestonleitern angepasst. Oft wechselt Tonalität wie Modalität, Akkordwechsel oder -muster bleiben bestehen. Die Improvisation im Modalen Jazz basiert auf Skalen, nicht auf Akkorden. Insgesamt fällt der modale Jazz durch lineare, melodische Aspekte der Musik bei überwiegend eher verhaltenem Tempo auf.

Viele Stücke des Modalen Jazz haben trotz der spannungsreichen Strukturen eine meditative, manche fast eine hypnotische Wirkung, sobald man sich an die ungewohnten Skalen gewöhnt hat.







 


 


 


 


 

Hans-Joachim Behrend über Modal Music:

"Modale Musik basiert nicht auf den ständig wechselnden Akkordgerüsten, die unserer abendländischen Musik unterliegen, sondern auf einer Skale und damit letzlich auf einem einzigen Akkord. Will sagen: Sie ist sehr viel ruhiger, sehr viel weniger nervös, - wenn ich dieses Wort ungewertet einfach einmal auf das menschliche Nervensystem beziehen darf - als die unsere. Das eben ist sie nicht: Auf Nerven bezogen. Die Skale, die solcher Musik unterliegt ist Symbol des Urklangs.
Modale Musik hat mit einer bestimmten geistigen, einer spirituellen Haltung zu tun. Der deutsche Musiker Karl Berger (...) sagt: 'Modal spielen ist eben nicht einfach nur "Modales spielen". Du kannst einfach an stelle der bisherigen Akkordgerüste modale Skalen verwenden und darüber improvisieren und glauben, dass auf diese Weise sinnvolle Musik entstehen kann. Wenn Du nicht anders denkst, dann entstehen nur Etüden.'"


Weitere Infos zum Modalen Jazz
Hier nur einige: Die Seiten von George Russell, der 1953 mit "The Lydian Chromatic Concept of Tonal Organization" die theoretischen Grundlagen beschrieb, auf georgerussell.com, die "Hall of Fame" des Modalen Jazz von Kirk Degiorgio freeform.org/music/kdhof/modaljazz.html, das Ashley Kahn Interview über sein Buch "Kind of Blue" auf den Seiten von allaboutjazz.com und natürlich das Buch selbst. Die Konzept-Seiten von Claus Seibert zur Frage "Was ist Modale Musik" mit Tonleiterbeispielen der sieben Modes gibt's leider nicht mehr.

In der untenstehenden Tabelle habe ich wichtige modale Alben aus meiner Sammlung aufgelistet, zum Teil mit Hörproben verlinkt. Vergriffene Alben sind oft auf allmusic.com zu finden, dieses Portal empfehle ich auch als Fundgrube und zum weiteren Schnuppern (zum Hören kostenlose Anmeldung erforderlich).
Fast reine Modal-Jazz Alben wie "Kind of Blue" sind selten, die meisten enthalten nur ein oder zwei modale Titel oder das Hauptthema ist modal.

Kontakt und Tipps: Gern antworte ich auf Anfragen und bin offen für Anregungen, Korrekturwünsche, Infos und (Hör)tipps, bitte per Mail.

Stand: Dezember 2023  [Übersicht der Änderungen seit Aug 2005]
 

Beispielalben aus fünf Dekaden

Name

Album

Jahr

Hörbeispiel

Andrew Hill

Passing Ships

1969

Passing Ships

Art Farmer Quintet

From Vienna With Art

1970

The Day After

Bill Evans

Everybody Digs Bill Evans

1958

 

Bill Evans

Finest Hour

1958-1970

 

Bobby Hutcherson

Dialogue

1965

Idle While

Bobby Hutcherson

Patterns

1968

Ankara

Bobby Hutcherson

Medina / Spiral

1969

 

Booker Little

Out Front

1961

 

Brecker Lovano Liebman

Saxophone Summit: Gathering of Spirits

2004

The 12th Man

Cannonball Adderly Sextett

Dizzy's Business

1963

 

Christian Münchinger

Nimbus Dance

2002

Christian Münchinger

The Glance

2011

Aglaja

Cindy Blackman

Someday...

2001

Heaven Sent

Cody Moffett

My Favorite Things

2001

Curtis Amy

Katanga!

1963

Native Land

Daniel Guggenheim

Traces of...

2005

Lament

Dave Brubeck

Jazz Impressions Of Japan

1964

Koto Song

Dave Douglas

Soul on Soul

2000


Fritz Pauer

Live At The Berlin Jazz Galerie

1970

Grant Green

Matador

1964

 

Harold Land

The Fox

1959

 

Herbie Hancock

Inventions and Dimensions

1963

 

Herbie Hancock

Empyrean Isles

1964

 

Herbie Hancock

Maiden Voyage

1965

Maiden Voyage

Hipnosis

Jazz

2003

Ignaz Dinné

Back Home

2004

4th Avenue

Jackie McLean

Jackie's Bag

1960

 

Jackie McLean

Action

1963-65

 

Jackie McLean

Jacknife

1963-65

 

Jackie McLean

Destination Out

1963-65

 

James Clay

A Double Dose of Soul

1960

 

Jim Hall

Concierto

1975

Concierto De Aranjuez

Joe Chambers

The Almoravid

1972

 

Joe Chambers

Mirrors

1989

 

Joe Henderson

Mode For Joe

1966

 

John Coltrane

My Favorite Things

1961

My Favorite Things

John Coltrane

Olé Coltrane

1962

Olé

John Coltrane

A Love Supreme

1964

 

John Coltrane

Impressions

1987

 

John Coltrane

Impressions (Comp. Charly Rec.)

1992

 

John Coltrane Quartet

The John Coltrane Quartet Plays

1965

 

Johnny Griffin Quartet

The Kerry Dancers

1962

Oh now I See 

Jonas Schoen Quartett

Five And Fortunes

2005

 

Joshua Redman

Beyond

2000

 

Kenny Garrett

Pursuance: The Music of John Coltrane

1996

 

Kurt Rosenwinkel

The Next Step

2001

The Next Step

Lee Morgan

Tomcat

1964

 

Lee Morgan

Search for the new Land

1964

 

Lee Morgan

The Rumproller

1965

Edda 

Lee Morgan

The Procrastinator

1967

 

Lee Morgan

The Sixth Sense

1968

 

Lee Morgan

The Last Session

1971

 

Les McCann and The Jazz Crusaders

Damascus

1963

 

Martin Auer Quintett

Olivia

2004

 A little ballad

Martin Auer Quintett (MAQ)

Indiejazz

2007

 Herr Nakata's Stein

Martin Sasse

Here we come

2001

 

Martin Sasse trio with Peter Bernstein

A groovy affair

2002

 

Mary Lou Williams

black Christ of the andes

1964

It Ain't Necessarily So

McCoy Tyner

The Real McCoy

1967

 

McCoy Tyner

Extensions

1970

 

Michael Carvin

Between Me And You

1989

 

Miles Davis

Kind of Blue

1959

Flamenco Sketches

Miles Davis

Sorcerer

1962

 

Miles Davis

E.S.P / Milestones/ Nefertiti

1958-67

 

Myron Walden

Hypnosis

1996

 

Nnenna Freelon

Maiden Voyage

1998

Maiden Voyage

Oliver Nelson

The Blues And The Abstract Truth

1961

 

Paolo Fresu

Night on the City

2001

Notti Eluse Attese Deluse

Pete La Roca

Basra

1965

Basra 

ScoLoHoFo

Oh!

2002

In Your Arms 

Teodross Avery Quartet

In Other Words

1994

Positive Role Models 

Wallace Roney

Verses

1987

 

Wallace Roney

Seth Air

1991

 

Wallace Roney

Munchin'

1993

 

Wallace Roney

Village

1997

Eternal One 

Wallace Roney

Mystikal

2006

Atlantis 

Wayne Shorter

JuJu

1964

House of Jade 

Wayne Shorter

The Soothsayer

1965

 

Wayne Shorter

Etcetera

1965

Indian Song 

Yusef Lateef

The Centaur And The Phoenix

1960

 

Yusef Lateef

Eastern Sounds

1961

Purple Flower 

Yusef Lateef

The Golden Flute

1966